Vitra
Mid-Century bis Modern
Vitra ist Hersteller von Büromöbeln und Wohnungseinrichtung. Der Vitra-Hauptsitz befindet sich im schweizerischen Biersfelden bei Basel. Auf der anderen Rhein-Seite, in Weil am Rhein, unterhält der Möbelhersteller ein Areal, den so genannten Vitra Campus. Hier sind Verkauf, Logistik, Produktion, Schulungsräume, Showroom (Vitra Haus) sowie ein Museum (Vitra Design Museum) untergebracht. Hier befinden sich auch ein so genannter Verner Panton Weg, ein Feldweg gesäumt von farbigen Stangen, sowie der Vitra Slide Tower, ein Erlebniskunstwerk zum Rutschen und zum Zwecke der Aussicht.
Seit den 1950er Jahren fertigt Vitra die Entwürfe von Designern. George Nelson, Charles und Ray Eames waren die ersten, deren Möbel von den Unternehmensgründern Erika und Willi Fehlbaum in Weil am Rhein hergestellt wurden. Bereits 1934 hatte Fehlbaum ein Geschäft für Ladenbau übernommen, das sich zunehmend zum Möbelbau hin wandelt.
Während einer USA-Reise lernt das Schweizer Ehepaar unter anderem das amerikanische Designer-Paar Ray und Charles Eames kennen. Die Fehlbaums erhalten deren Vertriebslizenzen von Herman Miller, dessen Einrichtungsobjekte in den Staaten bereits etabliert sind. Zu dieser Zeit kreuzten sich auch die Wege mit Verner Panton. Er ist ganz versessen darauf, einen visionären Freischwinger ganz aus Kunststoff zu entwerfen. Die Fehlbaums glauben an die Idee und unterstützen Panton in seiner Entwicklungsarbeit. 1967 wird der Panton Chair auf den Markt gebracht. Auf diesem Fundament entwickelt sich über die Jahre eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Verner Panton und anderen progressiven Gestaltern. Das Möbelangebot für gewerbliche, öffentliche und private Räume wächst.
1981, inzwischen hat Rolf Fehlbaum seinen Vater in der Unternehmensleitung abgelöst, zerstört ein Brand einen Großteil der historisch gewachsenen Produktionsgebäude. Seitdem versammeln sich an diesem Ort Gebäude renommierter Architekten wie Frank Gehry, Nicholas Grimshaw, Zaha Hadid, Tadao Ando, Alvaro Siza, Herzog & de Meuron und SANAA und bilden damit den Vitra Campus. Das Vitra Design Museum war das erste Gebäude von Frank Gehry ausserhalb Nordamerikas. Tadao Ando verewigt sich erstmals ausserhalb von Japan mit einem Konferenz- und Tagungsgebäude, das 1993 fertig wird. Im selben Jahr feiert auch Zaha Hadid mit Vitra eine Premiere. Ihr Feuerwehrhaus ist ihr erstes realisiertes Bauwerk und annonciert ihren spektakulären Stil.
Neben einem Nährboden für zeitgenössisches Design antwortet Vitra mit “Net ‘n Nest” auf die veränderten Ansprüche im Arbeitsalltag. “Net” sieht das Büro als Zentrum der Kommunikation und gleichzeitig als Rückzugsort, das “Nest”. Mit dem ID-Chair versucht man sich 2010 mit einem eigenen Produkt im Bürostuhl-Segment. Nach eigenen Angaben bietet der Stuhl 8.000 Konfigurationsmöglichkeiten.
Alle Umsetzungen sollen von einem ökologischen Gedanken und ökonomischer Verantwortung getragen werden. Vitra betont, hierunter keine von außen auferlegte Pflicht zu verstehen. Es sei vielmehr eine Design-Frage, die schon immer Teil der eigenen Industriekultur gewesen sei. Zum Nutzwert eines Möbels gehörte es für Vitra einfach dazu, dass seine Produktion, seine Verwendung und seine Entsorgung keinen Schaden verursachten.
Die Langlebigkeit der Produkte stehen im Zentrum des Beitrags von Vitra. Kurzlebiges Styling bzw. Mode wird vermieden. Bestes Beispiel hierfür sind die Design-Klassiker, die über Jahrzehnte jung bleiben und sich nicht abnutzen. Wie sonst nur bei Oldtimern üblich, wechseln manche Stühle, Tische, Sofas mehrmals den Besitzer und halten in Museen und private Design-Sammlungen Einzug. Wegen ihres Wertes sind Design-Klassiker von Vitra geradezu prädestiniert dazu, kopiert zu werden. Die meisten Kopien gelangen über Italien und Groß Britannien beispielsweise nach Deutschland und werden dort im großen Stil vertrieben. Wer sicher gehen will, ein Original zu erhalten, sollte immer über den Fachhandel kaufen.
“Mit der Nachhaltigkeit ist es wie mit der Moral: Man soll sie leben, aber wenig darüber reden. Unsere Wurzeln im Design der Moderne machen den ersten Schritt einfach: Produkte, die alles Überflüssige weglassen und lange leben.” Rolf Fehlbaum, Chairman Vitra. Seit 2013 führt Nichte Nora Fehlbaum die Firmengeschicke.