Spiegel Redaktionshaus, 1969
Manch einer kennt die Kantine des heutigen Spiegel Redaktionshaus aus Filmen, Musik-Videos oder zumindest von Fotos. Die wenigsten allerdings wissen, dass es sich dabei um das Gestaltungswerk Verner Pantons handelt. Im Januar 1969 bezogen Spiegel-Verlag und -Redaktion einen neuen Hamburger Firmensitz. Der hiesige Architekt Werner Kallmorgen hatte das gläserne Hochhaus mit seinen zwölf Etagen geplant und Ecke Ost-West-Straße/Brandstwiete umgesetzt. Bei der Ausgestaltung des Gebäudes fiel die Wahl auf Verner Panton. Der damalige Spiegel-Verlagsdirektor Hans Detlev Becker erteilte den Auftrag, die kalte Hülle im Inneren mit Wärme zu füllen. Verner Panton realisierte sein wohl größtes Gesamtwerk.
Betriebskantine im Restaurantgewand
Bei der Inneneinrichtung griff der Däne größtenteils auf eigene Entwürfe zurück. Bei den Möbeln jedoch war er verpflichtet worden, Produkte der Firma Knoll International einzubinden. Die Flure bis in den zehnten Stock hinauf wurden farbig gestrichen – jeder in einem anderen Ton der Farbpalette von orange, über rot und violett bis hin zu blau. Ton in Ton zu Decken und Wände wurde Teppich ausgewählt und ausgelegt. Wenn es dunkel wurde und die Bürotüren offen standen, konnte ein einzigartiges Farbenspiel von außen beobachtet werden. Auch die Kantine war (und ist es bis heute) von außen sichtbar. Unzählige orangefarbene Flowerpot-Leuchten, die in unterschiedlichen Längen abgehängt wurden. Aus Metall geflochtene Stühle mit roten Sitzkissen. Runde Tische mit in orange, pink und rot gepunkteten Tischplatten. Wände und Decken komplett verkleidet mit aneinandergereihten, quadratischen Spiegel-Leuchten, die sich auch im Foyer und Schwimmbad wiederfanden. Der Raum ähnelte eher einem avantgardistischen Restaurant als einer Betriebs Speisestätte.
Kantine und Snackbar als Denkmal
Vor Renovierung dieser Räumlichkeiten im Sommer 1998 wurden Kantine und Snackbar unter Denkmalschutz gestellt. Der Eigentümer des Spiegel-Gebäudes, die Robert Vogel GmbH & Co. KG, bekam damit die Auflage, den Originalzustand zu erhalten. Glücklicherweise. Denn während andere Inneneinrichtungen wie die im Gruner & Jahr-Verlagshaus, Restaurant Varna oder Visiona 0 nicht mehr existieren, wurde dies einzigartige Dokument der Arbeit Pantons dank des Amtes für Denkmalschutz Hamburg erhalten.
Verlust der Farbe
Das andere Interieur der Büros, Konferenzräume, Wartebereiche mit grünen kreisrunden Flokatiteppichen zu Fun Muschel-Pendelleuchten und mit grünem Stoff verkleideten Schaumstoffstalaktiten, sowie die eigens für diese Arbeit entwickelten Wand- und Deckenverkleidungen aus so genannten Spiegel-Leuchten in Foyer und Schwimmbad ist nicht mehr erhalten. Während das Schwimmbad durch einen Brand zerstört, das Foyer in den 90er-Jahren in graues Granit getaucht wurde und die meisten der farbig gestalteten Redaktionsflure schnell wieder neutralem Weiß wichen, hielt der achte Stock bis Anfang 2005 die letzte Bastion. Dann wurde auch das Ressort Ausland renoviert und Azurblau wurde übergemalt. Einst als Verlags- und Redaktionshaus geführt, beherbergte das Hochhaus bis September 2011 ausschließlich die Redaktionen.
Design Objekte im ‘Spiegel Redaktionshaus’ Stil.
&Tradition - Flowerpot VP1 Pendelleuchte
- Projekt
- Bauherr
- Realisierung in
- Innenarchitektur
- Spiegel Redaktionshaus, Hamburg
- Spiegel-Verlag
- 1969
- Verner Panton